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Barbuda
Und Utopia gibt es doch!
Kein Ort kommt der idealen Romaninsel so nahe wie Antiguas Schwester: Grund und Boden sind Eigentum aller. Wer ein Haus bauen will, oder ein Feld anlegen, bekommt so viel Land zugewiesen, wie er braucht. Höchstes Machtorgan ist der Inselrat. Und der ist auch bedeutendster Arbeitgeber. Barbuda, eine kommunistische Enklave? - Nein, ein Utopia: wie im Roman Thomas Moores - aber gesäumt von weißen Stränden...

Von Bernhard Grdseloff
 
Utopia, gesäumt von weißen Stränden...
Utopia, gesäumt von weißen Stränden...
 
...und vom Hotelboom verschont: Nur Tagesausflügler kommen gelegentlich mit dem Boot aus Antigua
...und vom Hotelboom verschont: Nur Tagesausflügler kommen gelegentlich mit dem Boot aus Antigua
 
 

In seinem Werk schildert More eine Insel mit idealer Gesellschaft, regiert von einem gewählten Prinzen. Den gibt es auf Barbuda nicht, dafür einen Calypso-Monarchen: demokratisch erkoren beim jährlichen Wettkampf der besten Barden. Titelträger Ordrick Samuel: „Die britische Krone hatte Barbuda an die Pflanzerfamilie Codrington verpachtet. Seit die am Ende der Kolonialzeit abzog,  gehört das Land uns, den Bewohnern!“

Samuel betreibt die Radiostation der 162.000 Quadratkilometer großen Insel: Über zwei Lautsprecher am Dach seines Hauses beglückt er das Dorf Codrington, in dem alle 1500 Bewohner Barbudas leben, täglich ein paar Stunden mit Nachrichten und karibischen Rhythmen. Er ist auch Begründer einer politischen Partei, die gegen jede Form von privatem Grundeigentum kämpft. „Für größere Hotelanlagen oder andere Projekte, die dem Gemeinwohl nutzen, kann der Inselrat Land langfristig verpachten, aber nicht verkaufen“, stellt der Musik-Monarch klar.

Investoren lassen sich damit schwer locken. Trotz endloser weißer Strände, trotz glasklarem türkisblauem Meer, blieb Barbuda von jeglichem Hotelboom verschont. Dafür hat sich eine Kolonie von 10.000 majestätischen Fregattvögeln die Lagune der Insel zum Brutplatz erkoren, in verborgenen  Teichen tummeln sich seltene Wildenten, im Busch leben Rehe, Wildschweine, Landschildkröten und sogar kleine Raubkatzen.

„Geld haben wir nicht viel, aber wir schaffen es zu überleben“, sagt Byron Askie, der in Codrington eine Bar mit kleinem Gästehaus führt. „Die meisten Leute leben vom Fischen oder arbeiten für den Inselrat.“ Der rührige Gastronom schuftete lange in New York, bevor er auf seine Geburtsinsel zurückkehrte. „Mir gefällt unser System hier besser“, macht ihn der Vergleich sicher. „Ich finde es ideal.“

Thomas Moore konnte das freilich nicht wissen, als er 1516 sein Werk verfasste. Da hatte Kolumbus gerade erst die neue Welt entdeckt. So leitete der später  heiliggesprochene englische Staatsmann den Namen seiner Romaninsel von ou-topos ab: auf griechisch „nirgendwo“. Wer weiß, hätte er sein Buch sonst vielleicht Barbudia genannt..
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